Personaliensuche einer B-Konzerttrompete aus dem Sperrmüll

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parforcehornist
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Personaliensuche einer B-Konzerttrompete aus dem Sperrmüll

Beitrag von parforcehornist »

Ich habe eine alte Konzerttrompete aus dem Sperrmüll geborgen, geputzt und geölt. Sie spielt wieder hervorragend und außer einigen kleinen Stellen mit Messingfraß sieht sie dank Elsterglanz auch wieder ganz gut aus.
Draufsicht.jpg
Ich selbst blase seit 1968 mit Unterbrechungen C/B-Trompete (Jazz-Trompete von Sinfonia, mit C-Stimmzug) und Es-Fanfare, seit einigen Jahren auch B-Jagdhorn (Fürst Pleß), G-Signaltrompete (U.S. Regulation) und B-Parforcehorn zu verschiedenen freudigen oder traurigen Anlässen.
Nun bilde ich mir ein, daß mein jetzt geborgenes Fundstück in der DDR ein durchaus gängiges Modell gewesen ist. So genau kann ich mich aber nicht erinnern und interessierte mich früher auch nicht so für Besonderheiten, Herkunft oder Baujahr von Musikinstrumenten (An einen Besuch im Musikisnstumentenmuseum um 1970 erinnere ich mich aber noch, war damals sehr beeindruckt).
Ich bitte die Fachleute im Forum um Mithilfe bei der Identifizierung des Instruments. Besonders hervorzuheben sind die Stürzengravur
Stürzengravur.jpg
und die auf dem Maschinensteg eingeschlagenen Nummern (019275 links und 2280 rechts)
Identnummern.jpg
sowie die seitlich am Mundrohr eingeschlagene Ziffer 6 oder 9 (ohne Bild). Ich würde mich sehr über einen Hinweis auf Hersteller oder Baujahr freuen.

Mario Weller
Metallblasinstrumentenbaumeister
Beiträge: 1452
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Re: Personaliensuche einer B-Konzerttrompete aus dem Sperrmü

Beitrag von Mario Weller »

Hallo Parforcehornist,

was die Leute so alles wegschmeißen ... Auf jeden Fall gut das Sie das verhindert haben, zumal die Trompete ja noch spielbar ist.
Anhand von Fotos einen Hersteller zu benennen ist fast aussichtslos. Zumindest sind für mich keine eindeutigen Merkmale zu erkennen, welche man einer bestimmten Werkstatt zuordnen könnte.
Die Hinweise durch die Nummerierung an der sog. "Bockleiste" sind da am ehesten tauglich etwas mehr zu erfahren, jedoch konnte ich in Abgleichen mit meinen / in meinen Unterlagen diese auch niemandem zuordnen.

Erst vor kurzem hatten wir eine sehr ähnliche Anfrage. Auch hatte ich da einen vogtländischen Hersteller schon sehr eingrenzen können, aber letztendlich scheiterte der Versuch der Herstellerfindung doch noch daran, dass das Instrument schon mindestens 50 Jahre alt war und die letzten ehemaligen Mitarbeiter leider keine genaue Erinnerung an damalige Details widergeben konnten.

Wenn nun nicht ein anderer Forumsteilnehmer eine zündende Idee hat (z. B. weil man eine fast baugleiche Trompete mit Gravur oder aber Plakette besitzt), wird sich wohl auch die Herkunft Ihrer Trompete nicht mehr ermitteln lassen.

Mit freundlichen Grüßen

Mario Weller

parforcehornist
Beiträge: 2
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Re: Personaliensuche einer B-Konzerttrompete aus dem Sperrmü

Beitrag von parforcehornist »

Sehr geehrter Herr Weller,

ich verneige mein Haupt in Ehrfurcht, da ich als Listen-Frischling gleich Antwort einer solchen Kapazität bekommen habe. Eigentlich versprach ich mir von der indianisch anmutenden Stürzengravur einiges, das scheint aber wohl doch nichts besonderes zu sein. Nichts für Ungut, ich danke für Ihre Mühe und erfreue mich weiter des schönen Instruments (das im Übrigen besser klingt als meine gute alte Sinfonia-Jazz-Trompete, die ich seit 1968 besitze).
Ach so, bevor ich es vergesse: Ich hatte auch bei B&S mal nachgefragt und man wäre fast bereit gewesen, die Urheberschaft anzuerkennen. Laut deren Produktionslisten müßte es sich nach meiner Identnummer jedoch um eine Tenorposaune, Produktionsjahr 1968, handeln.

Es grüßt aus dem nächtlichen Schkopau

der Parforcehornist

Mario Weller
Metallblasinstrumentenbaumeister
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Re: Personaliensuche einer B-Konzerttrompete aus dem Sperrmü

Beitrag von Mario Weller »

Hallo Parforcehornist aus Schkopau,

da hat Ihnen meine Kollegin dahingehend schon helfen können. Diese Seriennummer passt dann ganz sicher mit einer (Weltklang- oder B & S-) Posaune zusammen, also konnte dies ausgeschlossen werden.
Warum ich nicht auf den Gedanken kam, es könne sich um eine Trompete des VEB B & S handeln? Nun ja, die Seriennummern wurden dereinst (bei Trompeten) seitlich in das Schallstück eingepunzt oder aber in die Mundrohroberzinge gestempelt. Daher schied diese Möglichkeit aus.

Die Gravur auf Ihrer Trompete ist sozusagen die "Vorbereitung" oder "Umrandung" einer noch kommenden Gravur. D.h. der Handwerker oder der kleine Handwerksbetrieb ließen das Instrument so "vorgravieren", innen hinein hatte dann der Abnehmer, also ein Händler oder Musikhaus, die Möglichkeit, seinen eigenen Namen hinzuzufügen. Tat er dies nicht, dann wohl aus Zeitgründen oder etwa, weil er sich (berechtigterweise) nicht mit fremden Federn schmücken wollte.


Mit freundlichen Grüßen

Mario Weller

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