Hallo Herr Weller,
habe interessiert Ihre Beiträge über die DDR-Herstellung von Trompeten gelesen. Daher meine Frage an Sie:
Ich besitze eine sehr gut erhaltene B&S-Jazztrompete, die Ende der 80er Jahre gebaut wurde. Den Kassenzettel von "Takt und Ton" in Berlin habe ich noch, der EVP des Instrumentes war 616,-M.
Dann gibt es noch einen Pappanhänger, auf dem steht u.a. "Nr. 135 K3 / KL" und ELN..., HSL... usw., das kennen Sie ja sicher.
Auf dem Instrument selbst steht eine Nummer am Mundrohr, nämlich 242587 und auf dem Ring vor dem Mundrohr (bitte entschuldigen Sie die laienhaften Begriffe, bin kein Fachmann, nur Benutzer) ist ein "V" eingraviert. Auf der zweiten Ventilbüchse steht längst die Nummer 80937.
Können Sie mir dazu etwas sagen? Wer war oder ist "V"?
Meine eigentliche Frage: wie ist das Instrument qualitativ, evt. verglichen mit heute auf dem Markt befindlichen einzustufen? Ich komme damit sehr gut klar, die Maschine läuft anstandslos, der Ton ist gut - aber ich habe überhaupt keinen Vergleich, da ich nur dieses eine Instrument länger gespielt habe.
Vielen Dank für Ihre Antwort! Joe Trumpet
B&S Trompete - Wert heute vergleichbar?
Moderatoren: Dr. Enrico Weller, Mario Weller
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Re: B&S Trompete - Wert heute vergleichbar?
Hallo Joe Trumpet,
leider muss ich um ein wenig Aufschub zu Ihren Fragen bitten. Derzeit ist sehr viel los (nicht nur im Forum) und Ihrer Frage ist nicht mit einer kurzen Antwort genüge getan. Also bitte noch etwas Geduld, auch für diesbezügliche Recherchen.
Mit freundlichen GrüÃen Mario Weller
leider muss ich um ein wenig Aufschub zu Ihren Fragen bitten. Derzeit ist sehr viel los (nicht nur im Forum) und Ihrer Frage ist nicht mit einer kurzen Antwort genüge getan. Also bitte noch etwas Geduld, auch für diesbezügliche Recherchen.
Mit freundlichen GrüÃen Mario Weller
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Re: B&S Trompete - Wert heute vergleichbar?
Hallo JoeTrumpet,
hier nun einige Antworten auf Ihre bemerkenswerten Fragen. Ihre Angaben zum Alter decken sich mit den Büchern, dort steht Ihre Trompete als im Oktober 1988 angefertigt. Das Trompetenmodell Nr. 135 (nach ersten Versuchen und Veränderungen) wurde seit November 1984 gebaut. Nr. 135 war das Nachfolgemodell der "Standard"-Jazztrompete Nr. 1310, welche noch bis November 1986 zeitgleich mit der 135er gebaut wurde. Von Ausführung und, wenn Sie wollen Qualität, Ansprache, Intonation etc., waren über diesen Modell noch die beiden "besseren" Jazztrompeten "Record" (Nr. 3130) und "Exquisit" (Nr. 3131) angesiedelt.
Die qualitative Einschätzung bzw. ein Vergleich zu heutigen Instrumenten ist ungemein schwer. Als Metapher erinnere ich diesbezüglich gerne an unsere geliebten Autos. Ein neues Auto ist immer (oder meistens) "gut", kommt es in die Jahre ,zeigen sich auch die ersten Altererscheinungen. Was aber nicht heiÃt, dass die "Oltimer" schlechter fahren, dass es ihnen an Comfort, gutem Aussehen oder Beschleunigung mangelt etc. etc.
Es gibt nicht wenige welche im Alltag ihr neues Auto fahren, am Wochenende aber -und nur bei bestem Sonnenschein- holen sie dann ihren lieben Vetaran aus der teppich-verlegten Garage.
Nun aber wieder zu Details, welche Sie interessieren. Die Nummer 80937 auf der 2. Ventilbüchse ist eine Serien-Nummer aus der Maschinenabteilung. Leider sind diese Nummern nirgends mehr festgehalten, sodass man nur anhand dieser Zahl ein Herstellungsjahr nicht eingrenzen könnte. Da diese Nummer längs eingeschlagen ist, vermute ich die Verwendung einer "tschechischen" Maschine aus dem Hause Amati in Kraslice. Gerade zum Ende der 80er Jahre wurden in Jazztrompeten vom VEB B & S häufig Maschinen sowie auch Schallstücke aus Kraslice eingebaut. Leider fehlt im Original-Seriennummer-Buch bei Ihrer Trompete der Hinweis darauf, es bleibt also eine Verutung von mir bis irgend jemand das Gegenteil beweisen kann.
Das eingravierte "V" im Oberzwingenringchen stellt eine betriebsintere Kennzeichnung dar. Mit verschiedenen Buchstaben konnte sich jeder Arbeiter "seine" Instrumente markieren, hauptsächlich deshalb, um bei Baumängeln an richtiger Stelle zu rügen.
Nunmehr hoffe ich Ihre Fragen weitestgehend beantwortet zu haben und verbleibe mit freundlichen GrüÃen
Mario Weller
hier nun einige Antworten auf Ihre bemerkenswerten Fragen. Ihre Angaben zum Alter decken sich mit den Büchern, dort steht Ihre Trompete als im Oktober 1988 angefertigt. Das Trompetenmodell Nr. 135 (nach ersten Versuchen und Veränderungen) wurde seit November 1984 gebaut. Nr. 135 war das Nachfolgemodell der "Standard"-Jazztrompete Nr. 1310, welche noch bis November 1986 zeitgleich mit der 135er gebaut wurde. Von Ausführung und, wenn Sie wollen Qualität, Ansprache, Intonation etc., waren über diesen Modell noch die beiden "besseren" Jazztrompeten "Record" (Nr. 3130) und "Exquisit" (Nr. 3131) angesiedelt.
Die qualitative Einschätzung bzw. ein Vergleich zu heutigen Instrumenten ist ungemein schwer. Als Metapher erinnere ich diesbezüglich gerne an unsere geliebten Autos. Ein neues Auto ist immer (oder meistens) "gut", kommt es in die Jahre ,zeigen sich auch die ersten Altererscheinungen. Was aber nicht heiÃt, dass die "Oltimer" schlechter fahren, dass es ihnen an Comfort, gutem Aussehen oder Beschleunigung mangelt etc. etc.
Es gibt nicht wenige welche im Alltag ihr neues Auto fahren, am Wochenende aber -und nur bei bestem Sonnenschein- holen sie dann ihren lieben Vetaran aus der teppich-verlegten Garage.
Nun aber wieder zu Details, welche Sie interessieren. Die Nummer 80937 auf der 2. Ventilbüchse ist eine Serien-Nummer aus der Maschinenabteilung. Leider sind diese Nummern nirgends mehr festgehalten, sodass man nur anhand dieser Zahl ein Herstellungsjahr nicht eingrenzen könnte. Da diese Nummer längs eingeschlagen ist, vermute ich die Verwendung einer "tschechischen" Maschine aus dem Hause Amati in Kraslice. Gerade zum Ende der 80er Jahre wurden in Jazztrompeten vom VEB B & S häufig Maschinen sowie auch Schallstücke aus Kraslice eingebaut. Leider fehlt im Original-Seriennummer-Buch bei Ihrer Trompete der Hinweis darauf, es bleibt also eine Verutung von mir bis irgend jemand das Gegenteil beweisen kann.
Das eingravierte "V" im Oberzwingenringchen stellt eine betriebsintere Kennzeichnung dar. Mit verschiedenen Buchstaben konnte sich jeder Arbeiter "seine" Instrumente markieren, hauptsächlich deshalb, um bei Baumängeln an richtiger Stelle zu rügen.
Nunmehr hoffe ich Ihre Fragen weitestgehend beantwortet zu haben und verbleibe mit freundlichen GrüÃen
Mario Weller
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Re: B&S Trompete - Wert heute vergleichbar?
Hallo Herr Weller,
da ich gerade erst aus dem Urlaub zurück bin, kann ich Ihnen erst jetzt antworten:
Vielen Dank für die Informationen!
Dass man die Qualität eines Instrumentes vor allem selbst (ein)schätzen muss, war mir im Grunde klar und - wie gesagt - ich bin damit zufrieden und der aktuelle Marktwert spielt für mich auch überhaupt keine Rolle. Trotzdem interssant, dass es noch zwei "bessere" Instrumente gab.
Nochmals danke und
herzliche GrüÃe,
Joe Trumpet.
da ich gerade erst aus dem Urlaub zurück bin, kann ich Ihnen erst jetzt antworten:
Vielen Dank für die Informationen!
Dass man die Qualität eines Instrumentes vor allem selbst (ein)schätzen muss, war mir im Grunde klar und - wie gesagt - ich bin damit zufrieden und der aktuelle Marktwert spielt für mich auch überhaupt keine Rolle. Trotzdem interssant, dass es noch zwei "bessere" Instrumente gab.
Nochmals danke und
herzliche GrüÃe,
Joe Trumpet.