Posaune Hüttl Silver Colibri 65 - wer weiß etwas?
Moderatoren: Dr. Enrico Weller, Mario Weller
Posaune Hüttl Silver Colibri 65 - wer weiß etwas?
Guten Abend,
ich hab eine tolle Posaune erstanden: eine Hüttl Silver "Colibri" 65. Das Ding ist quasi wie neu erhalten. Macht optisch wahnsinnig viel her.
Seriennummer 11296. Wer kann etwas zu dem Instrument sagen? Ist das Baujahr wirklich 1965??
Handelt es sich um ein Anfänger-Instrument, oder ist es etwas besser einzustufen?
Besten Dank für die kompetenten Infos im voraus,
Tobi.
ich hab eine tolle Posaune erstanden: eine Hüttl Silver "Colibri" 65. Das Ding ist quasi wie neu erhalten. Macht optisch wahnsinnig viel her.
Seriennummer 11296. Wer kann etwas zu dem Instrument sagen? Ist das Baujahr wirklich 1965??
Handelt es sich um ein Anfänger-Instrument, oder ist es etwas besser einzustufen?
Besten Dank für die kompetenten Infos im voraus,
Tobi.
Re: Posaune Hüttl Silver Colibri 65 - wer weiß etwas?
Nach fast einem Monat und 144 "Besuchern" des Threads mache ich noch einen Versuch:
Gibt es vielleicht doch noch irgendwelche Hinweise auf Hüttl bzw. auf Silver "Colibri" 65 ?
Gab es eigentlich auch Golden "Colibri" ?
Gibt es vielleicht doch noch irgendwelche Hinweise auf Hüttl bzw. auf Silver "Colibri" 65 ?
Gab es eigentlich auch Golden "Colibri" ?
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- Beiträge: 6
- Registriert: Di 02. Mär 2021, 12:32
Re: Posaune Hüttl Silver Colibri 65 - wer weiß etwas?
Hüttl Silver Colibri 65‘
Meinen Informationen nach hatte die Posaune 1965 einen Ladenpreis von ca. 1.200.- DM. Das entspricht 2021 ca. 2.500.- EUR. Zu diesem Preis sind heute z.B. eine Conn 8H und eine King 2B erhältlich. Die Hüttl Silver Colibri 65‘ war damit offenbar eine Posaune im Profi-Segment.
Während man derzeit für eine gut erhaltene Olds Super aus dieser Zeit ca. 750.- EUR und für eine Conn 48H Connstellation bis zu 1500.- EUR ausgeben muss, werden Silver Colibris für 250.- bis 350.- EUR gehandelt.
Folgende Informationen konnte ich im Netz zum Hersteller zusammentragen:
Die von Anton Konrad Hüttl 1877 im böhmischen Graslitz gegründete Instrumentenfabrik wurde von seinem gleichnamigen Sohn (1852-1920) und später von Enkel A.R. (Anton Richard?) Hüttl (1889-1971) weitergeführt. Graslitz gehörte mit zum „Musikwinkel“ – gemeinsam mit den nur wenige Kilometer entfernten Orten Klingenthal, Erlbach und Markneukirchen.
1945 wurde die Firma Hüttl wie auch Bohland & Fuchs verstaatlicht (heute Amati, Kraslice).
Hüttl ging nach Großbritannien, wo es im walisischen Williamstown zu einer Zusammenarbeit mit Boosey & Hawkes kam. 1954 war Hüttl wieder zurück in Deutschland und baute in Baiersdorf bei Erlangen Blechblasinstrumente. Instrumententeile wurden auch nach Kanada exportiert, dort verbaut und lackiert. Die Fabrik in Fredericton, NB wurde 1975 geschlossen und von Chris Kratt übernommen. 1979 wurden alle Geschäfte beendet.
Meinen Informationen nach hatte die Posaune 1965 einen Ladenpreis von ca. 1.200.- DM. Das entspricht 2021 ca. 2.500.- EUR. Zu diesem Preis sind heute z.B. eine Conn 8H und eine King 2B erhältlich. Die Hüttl Silver Colibri 65‘ war damit offenbar eine Posaune im Profi-Segment.
Während man derzeit für eine gut erhaltene Olds Super aus dieser Zeit ca. 750.- EUR und für eine Conn 48H Connstellation bis zu 1500.- EUR ausgeben muss, werden Silver Colibris für 250.- bis 350.- EUR gehandelt.
Folgende Informationen konnte ich im Netz zum Hersteller zusammentragen:
Die von Anton Konrad Hüttl 1877 im böhmischen Graslitz gegründete Instrumentenfabrik wurde von seinem gleichnamigen Sohn (1852-1920) und später von Enkel A.R. (Anton Richard?) Hüttl (1889-1971) weitergeführt. Graslitz gehörte mit zum „Musikwinkel“ – gemeinsam mit den nur wenige Kilometer entfernten Orten Klingenthal, Erlbach und Markneukirchen.
1945 wurde die Firma Hüttl wie auch Bohland & Fuchs verstaatlicht (heute Amati, Kraslice).
Hüttl ging nach Großbritannien, wo es im walisischen Williamstown zu einer Zusammenarbeit mit Boosey & Hawkes kam. 1954 war Hüttl wieder zurück in Deutschland und baute in Baiersdorf bei Erlangen Blechblasinstrumente. Instrumententeile wurden auch nach Kanada exportiert, dort verbaut und lackiert. Die Fabrik in Fredericton, NB wurde 1975 geschlossen und von Chris Kratt übernommen. 1979 wurden alle Geschäfte beendet.
Re: Posaune Hüttl Silver Colibri 65 - wer weiß etwas?
Vielen Dank für die Erhellung!!!
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Re: Posaune Hüttl Silver Colibri 65 - wer weiß etwas?
Übrigens:
"Golden Colibri"-Trompeten habe ich bei ebay schon gesehen aber noch nie Posaunen.
"Golden Colibri"-Trompeten habe ich bei ebay schon gesehen aber noch nie Posaunen.
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Re: Posaune Hüttl Silver Colibri 65 - wer weiß etwas?
Ein Hinweis dazu von mir noch:
Die Colibri war die absoluten Topp-Reihe gewesen von Hüttl. Dann kamen Super de Luxe und de Luxe. Die Namen bei den Trompeten dürften mit denen der Posaunen deckungsgleich sein, weil sie mir schon auch dort aufgefallen waren.
Das sind keine schlechten Instrumente gewesen, aber halt, wie bereits geschrieben, preislich weit unter denen von den amerikanischen Firmen.
Der nach dem Kriege berühmte deutsche Jazztrompeter Horst Fischer hatte viele Jahre ein Kornett aus der Colibri-Serie gespielt, bevor er auf eine Trompete umgestiegen ist.
Ich habe bis zur Hüttl de Luxe fast die ganze Bandbreite mal durchgespielt. Die de Luxe kennt man auch als Selmer London Invecta. Mal als Info zusätzlich. Die habe ich noch hier, sonst habe ich alle Hüttl wieder verkauft. Ich hatte auch mal das Kornett kurzzeitig in meinem Besitz.
Die Colibri war die absoluten Topp-Reihe gewesen von Hüttl. Dann kamen Super de Luxe und de Luxe. Die Namen bei den Trompeten dürften mit denen der Posaunen deckungsgleich sein, weil sie mir schon auch dort aufgefallen waren.
Das sind keine schlechten Instrumente gewesen, aber halt, wie bereits geschrieben, preislich weit unter denen von den amerikanischen Firmen.
Der nach dem Kriege berühmte deutsche Jazztrompeter Horst Fischer hatte viele Jahre ein Kornett aus der Colibri-Serie gespielt, bevor er auf eine Trompete umgestiegen ist.
Ich habe bis zur Hüttl de Luxe fast die ganze Bandbreite mal durchgespielt. Die de Luxe kennt man auch als Selmer London Invecta. Mal als Info zusätzlich. Die habe ich noch hier, sonst habe ich alle Hüttl wieder verkauft. Ich hatte auch mal das Kornett kurzzeitig in meinem Besitz.
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Re: Posaune Hüttl Silver Colibri 65 - wer weiß etwas?
Hallo, vielleicht noch jemand Interesse an meinen Zeilen. Mein Ururgroßvater hieß nicht Anton Konrad Hüttl, sondern Wenzel Hüttl. Nach unseren Unterlagen war er Tischler und hat vermutlich (auch) Instrumente aus Holz gebaut. Der Bruder meines Urgroßvaters (also Wenzels Sohn) war, wie richtig geschrieben, Anton Konrad Hüttl. Sein Sohn, also der Cousin meiner Großmutter, war Anton Richard Hüttl. Er starb 1971. Vor 1945 wurden in Graslitz sämtliche Blechblasinstrumente gebaut. AK Hüttl übernahm auch die Manufaktur des Holzinstrumentenbauers Jäger in Klingenthal. Mein Urgroßvater, Karl der Große Hüttl (er hieß tatsächlich so), hatte schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts für seinen Cousin in Erfurt gearbeitet. NAch dem Krieg wurden in unserem Familienzweig alle Aktivitäten in dieser Richtung logischer Weise eingestellt. Über Anton Richard Hüttl wir in unserer Familie berichtet, dass er nie wieder so gute Handwerker fand wie in Kraslice/ Graslitz. Er hat es ja, wie schon geschrieben in Canada versucht und zuvor in Deutschland. Auch in den USA wollte er Fuß fassen. Von Versuchen in England ist uns nichts überliefert. In Graslitz stehen heute nach das 1903 bis 1905 errichtete Verwaltungsgebäude sowie die Villa von AK Hüttl. Die Produktion zog nach der Enteignung in die gegenüber liegende Schafwollfabrik um, wo sie sich auch heute noch befindet. Allerdings stellt AMATI heute keine Instrumente mehr her. Nach unseren familären Überlieferungen war AK Hüttl vor allen Dingen mit der Produktion von Signalhörnern für den 1. Weltkrieg reich geworden. Ebenso wird berichtet, dass die Qualität der Blechblasinstrumente vor dem 2. Weltkrieg eine sehr hohe war, die in den 50er Jahren dann aber nicht mehr so überzeugte. Alle vor der Enteignung gefertigten Instrumente sind mit AK Hüttl Graslitz gemarkt. Das Design weist eine erstaunliche Vielfalt und Individualität auf. Alle in Westdeutschland gefertigten Instrumente sind mit "Made/ Design by Huettl/ Hüttl in Westgermany " gemarkt und das Design ist eher industriellen Charakters. Nach meinem Wissen sind unter dem Namen Hüttl keine Instrumente in Übersee produziert worden.
Abschließend noch eine Frage an die MuseumsmitarbeiterInnen: Woher sind die Musikinstrumentenbauer eingewandert? Wir wissen, dass es aus Glaubensgründen war. Bei uns ist in den Chroniken ein Ort namens Glasburg verzeichnet, wir können ihn aber lokal nicht zuordnen.
Abschließend noch eine Frage an die MuseumsmitarbeiterInnen: Woher sind die Musikinstrumentenbauer eingewandert? Wir wissen, dass es aus Glaubensgründen war. Bei uns ist in den Chroniken ein Ort namens Glasburg verzeichnet, wir können ihn aber lokal nicht zuordnen.
Re: Posaune Hüttl Silver Colibri 65 - wer weiß etwas?
Hochinteressant! Vielen vielen Dank für die Hintergründe!
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- Metallblasinstrumentenbaumeister
- Beiträge: 1450
- Registriert: So 08. Apr 2007, 16:25
- Wohnort: Markneukirchen
Re: Posaune Hüttl Silver Colibri 65 - wer weiß etwas?
Hallo sehr geehrte lächelnde Nachfahrin von Anton Konrad Hüttl,
vielen Dank für Ihre netten Zeilen! Sehr interessant, sehr familiär und inhaltlich auf jeden Fall äußerst wertvoll dies festzuhalten!
Aktuell befinden wir uns kurz vor Eröffnung einer neuen Sonderausstellung: "Die Ukulele - Zur Geschichte der Ukulele in Deutschland". Wenn die kommenden Tage überstanden sind, werde ich mich gerne intensiver mit Ihren Ausführungen beschäftigen.
Bis dahin, mit freundlichen Grüßen
Mario Weller
vielen Dank für Ihre netten Zeilen! Sehr interessant, sehr familiär und inhaltlich auf jeden Fall äußerst wertvoll dies festzuhalten!
Aktuell befinden wir uns kurz vor Eröffnung einer neuen Sonderausstellung: "Die Ukulele - Zur Geschichte der Ukulele in Deutschland". Wenn die kommenden Tage überstanden sind, werde ich mich gerne intensiver mit Ihren Ausführungen beschäftigen.
Bis dahin, mit freundlichen Grüßen
Mario Weller
Re: Posaune Hüttl Silver Colibri 65 - wer weiß etwas?
Hallo "Lächelnde Nachfahrin" von AK Hüttl,
auch meine Familie stammt aus Graslitz und waren Instrumentenbauer. Mein Großvater Franz Sattler hatte bis zur Vertreibung in Graslitz die Trommel- und Schlagzeugfabrik.
(Markenname TROMSA)
Nach der Vertreibung wurde die Fabrikation in Königstädten/Hessen wieder aufgenommen. Ein Bruder meines Großvaters, Herr Johann Sattler arbeitete hier noch bis 1953 und siedelte dann mit seiner Ehefrau Emma und Tochter Inge nach Wales/Großbritannien über, um dort bei der Firma A.K. Hüttl zu arbeiten.
(nur zur Info, weil sie in Ihrem Beitrag schrieben daß sie von einer Geschäftstätigkeit in Großbritannien keine Kenntnis haben.
Ich weiß nur, daß die Firma A.K. Hüttl in Cardiff, oder einem Vorort war.
Mit freundlichen Grüßen
Christoph Sattler
auch meine Familie stammt aus Graslitz und waren Instrumentenbauer. Mein Großvater Franz Sattler hatte bis zur Vertreibung in Graslitz die Trommel- und Schlagzeugfabrik.
(Markenname TROMSA)
Nach der Vertreibung wurde die Fabrikation in Königstädten/Hessen wieder aufgenommen. Ein Bruder meines Großvaters, Herr Johann Sattler arbeitete hier noch bis 1953 und siedelte dann mit seiner Ehefrau Emma und Tochter Inge nach Wales/Großbritannien über, um dort bei der Firma A.K. Hüttl zu arbeiten.
(nur zur Info, weil sie in Ihrem Beitrag schrieben daß sie von einer Geschäftstätigkeit in Großbritannien keine Kenntnis haben.
Ich weiß nur, daß die Firma A.K. Hüttl in Cardiff, oder einem Vorort war.
Mit freundlichen Grüßen
Christoph Sattler
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- Metallblasinstrumentenbaumeister
- Beiträge: 1450
- Registriert: So 08. Apr 2007, 16:25
- Wohnort: Markneukirchen
Re: Posaune Hüttl Silver Colibri 65 - wer weiß etwas?
Hallo werte Nachfahrin von A. K. Hüttl, werter Herr Sattler,
Asche auf mein Haupt! Unsere Ukulelen-Sonderausstellung ist vorbei und die nächste steht kurz bevor: "300 Jahre Hammig / 150 Jahre Gebrüder Mönnig". Leider hatte ich dieses Thema seit einem Jahr völlig aus den Augen verloren, ich bitte um Entschuldigung.
Und zugleich bitte ich um Aufschub seitens des Museums, wegen o. g. nächster Sonderausstellung muss leider das Thema Hüttl wieder in die Warteschleife.
Mit freundlichen Grüßen
Mario Weller
Asche auf mein Haupt! Unsere Ukulelen-Sonderausstellung ist vorbei und die nächste steht kurz bevor: "300 Jahre Hammig / 150 Jahre Gebrüder Mönnig". Leider hatte ich dieses Thema seit einem Jahr völlig aus den Augen verloren, ich bitte um Entschuldigung.
Und zugleich bitte ich um Aufschub seitens des Museums, wegen o. g. nächster Sonderausstellung muss leider das Thema Hüttl wieder in die Warteschleife.
Mit freundlichen Grüßen
Mario Weller