Zur Qualität der Uebel-Klarinetten gibt es sehr konträre Meinungen. Die meisten stammen leider von Leuten, die "gehört haben", daà es so oder so sei oder zumindest nur mal einzelne (meist total abgerittene) Kandidaten in der Hand hatten. Bei Modellen aus der DDR-Zeit von ca. 1970 bis 1989 gibt es nachweislich nur noch wenige Exemplare, die heutigen MaÃstäben an ein Profiinstrument standhalten. Und ob man ein solches Exemplar erwischt hat, zeigt sich leider erst beim Anspielen ;-/
Hauptgrund für die schlechte Qualität ist eine ziemliche Serienstreuung, die vorrangig durch unzureichende Holzqualität (starke Lieferschwankungen und minderwerige Nachlieferungen ab Mitte der 70er) und eine stellenweise schlechte Montagepassung begründet ist.
Viele Uebel-Klarinetten sind aber inzwischen auch schon mehrfach generalüberholt (einige auch mit modernen Intonationsverbesserungen) und/oder haben ein "bewegtes Leben" auf Dachböden etc. hinter sich. Man darf also nicht aus einem verhunzten Exemplar aus einer Montagsserie auf alle Modelle dieser Gruppe schlieÃen. Würde man diese negative Einzelaussage nun pauschal verallgemeinern, dann täte man vielen engagierten und auch sehr professionellen Mitarbeitern der oben genannten Firmen unrecht. Für ein schlechtes Material kann niemand was - in der DDR leider noch nicht mal der zuständige Einkäufer. Es gab halt nix anderes.-( Es gibt solche und solche Uebel-Klarinetten (ursprünglich) gleicher Bauart.
Symptomatisch für fast alle DDR-Produkte ist, daà mit dem Wegsterben der alten Fachkräfte aus privaten Zeiten (so ab 1978/79 ganz massiv zu spüren) und dem zunehmenden Verschleià des Maschinenparks immer mehr Instrumente schlechter Qualität auf den Markt kamen. Innovation stand zugunsten von Instandhaltungsprozessen zurück, und so verwundert es nicht, daà der "Höhepunkt" der schlechten Qualität vielfach um 1985-1990 liegt.
Heutige Uebel-Modelle werden über Fa. Stölzel importiert und nachjustiert. Die Fertigungsqualität dieser Instrumente ist oftmals bei weitem besser als das, was in den 70er und 80er Jahren mit diesem Namen auf den Markt kam. Der Fortschritt macht auch vor Asien nicht halt, und das gesammelte Wissen der Firma ist ja nicht weggeworfen worden. Die Klarinetten von heute sind halt anders, und sie haben andere Vor- und Nachteile als die älteren Modelle.
Meine Stellung dazu wäre also: Ein gutes vintage-Instrument kann man aus der Zeit vor 1970 bekommen, ein gutes jüngeres erst nach 1990. Allerdings muà man noch mal ganz deutlich darauf hinweisen, daà es auch dazwischen das eine oder andere gute Exemplar gibt. Entscheidend ist eher die Frage, wieviel Geld und Engagement der Vorbesitzer in dessen Erhaltung gesteckt hat.
Also, dann viel Spaà und Erfolg mit den Instrumenten! Man kann auch auf einem "schlechten Holz" erstaunlich gut sein
GruÃ
Roman
PS: Es lassen sich übrigens so manche üble Uebels mit recht wenig Aufwand wieder in eine halbwegs akzeptable Form bringen. Der Gang zum Spezialisten lohnt sich da allemal. Gründliche Ãlung (natürlich mit dem richtigen Ãl), eine Intonationskorrektur und eine einwandfreie Justage der Mechanik sind nicht jedermanns Sache, aber es geht. Ich selbst habe eine unmarkierte Voll-Böhm, die vermutlich eine minderwertige Ausgabe besagter Fabrik aus den frühen 80ern ist. Die erfolgte Lackierung statt Beizung zeigt deutlich, daà man dort ein minderwertiges Grenadill vertuschen "muÃte" - und so ist sie auch vom Verzug her geraten - oval, weil aus dem (groben) Viertelholz geschnitten. Dazu kommen sichtbare Faserrisse und Splitterungen an den Tonlöchern - schlimmer als manche chinesische Gummi-Kopie

Nach einer soliden Grundüberholung ist sie halbwegs spielbar, aber das ist natürlich ein typisches Mangelprodukt, wie es der alte Uebel garantiert nie herausgegeben hätte. Aus dem gleichen Zeitrau gibt es aber auch exzellente Exemplare, die im Orchestereinsatz täglich ihre Qualität beweisen. Roulette halt...