Mal kurz ein Einwurf zu den Ursprungsfragen in Sachen Art der Aufbewahrung und Präsentation. Ich habe seit 1998 mit historischem Papier zu tun und mit dessen Analyse und auch der Fertigung desselben nach historischem Vorbild. In diesem Rahmen habe ich mehrere Museen in Details mitkonzipiert und Aussteller/Museumspädagogen beraten bzw. unterstützt. Ich bin kein ausgebildeter Vollzeitrestaurator, aber ich habe inzwischen zwei Dinge über Museumsgut gelernt: 1. der gröÃte Feind des musealen Gutes ist meist der (private) Sammler. und 2. Die Konzeption des Museums entscheidet über die minimale behandlungsnotwendigkeit.
Zu 1.: Ja, es stimmt so wie oben geschrieben - manche Sammler sind wahre Fachleute.
Aber oft interessiert den Sammler etwas Anderes als den Museumspädagogen. Ersterer will meist ein werthaltiges und möglichst schönes Instrument (Ausnahmen gibt es natürlich), letzteren interessiert die Aussage im historischen Kontext. Also neigt Typ 1 zum umfassenden Restaurieren und Sanieren (meist weit über das zum Erhalt nötige Maà hinaus), und Typ 2 versucht, die Eingriffe so gering wie möglich zu halten. Jede Restaurierung vernichtet wichtige historische Artefakte und deren Aussage am Objekt (und seien es nur klebrige Fingerspuren der Kinder eines Musikers auf einer weit gereisten Geige).
Meine Ausbildung in dieser Frage hat mir beigebogen, möglichst wenig am Objekt zu machen und die Armut als besten Konservator zu nutzen

Glücklicherweise hatte die DDR zum Bsp. so wenig Geld zum "Retten" von Bausubstanz. Heute danken dafür tausende von Restauratoren jeden Tag und können am halbwegs erhaltenen Stein noch arbeiten, ohne die Restaurierungssünden der 70er auch noch (weg)sanieren zu müssen.
Hingegen kenne ich auch viele gute Museumsstücke, die übereifrig kaputtsaniert wurden und damit wertlos für eine wissenschaftliche Bearbeitung mit Aussagekraft.-( Die sehen zwar jetzt schick aus, aber mit 90% Neuteilen ist es halt ein Nachbau und kein historisches Objekt mehr...
Und damit steht auch schon Punkt 2 im Fokus: WAS will ich mit einem Museum aussagen? Heute sind viele sogenannte Museum schlichtweg nichts anderes als un- oder schlecht kommentierte Sammlungen. Viel und richtig sortiert zu sammeln ist sicher eine Kunst, aber es auch zu präsentieren, daà ein Besucher etwas aus der Präsentation mitnimmt, das ist schwer. Nicht umsonst ist Museumskunde ein Studienfach...
Machmal sind ganz kleine und nur spärlich gefüllte Museen weitaus besser wissenschaftliche abgesichert als manche GroÃsammlung. Dahinter stehen meist Profis - zum Glück.
Ihr seht schon, ich bin eher der Belehr-Museum-Vertreter, aber da gibt es eben auch so viele Meinungen wie Museen
@dorle: Tja, vielleicht kannst Du ja aus diesen beiden Tendenzaussagen Deinen speziellen Mittelweg finden - oder halt verfeinern.? Der Trick ist eigentlich, für den angestrebten Zweck das Minimale zu tun und das Maximale zu transportieren. Dazu gehört manchmal auch Bespielbarkeit (bei Streichinstrumenten z.B. ist sie zum Erhalt des Klanges absolut erforderlich) und manchmal auch das Zeigen von zerbrochenen Stücken oder "abgeranzten Gurken". Beides hat seine eigene Aussage, und alles, was das Instrument nicht weiter schädigt oder es in Farbe, Form und Klang nachteilig verändert ist ok. Selbst eine ladenneue China-Tröte (also ein klarinettenähnliches Objekt für "79,- inkl. Koffer und Lehrbuch") kann da eine wichtige Position neben einer Ur-Müller-Klarinette einnehmen.
GruÃ
Roman
PS: Neben den Faktoren Luftfeuchte und Staub sollte man, gerade bei lackierten Instrumenten, auch den Faktor Beleuchtungsstärke und -art nicht vergessen. Instrumente, die normalerweise in einem Koffer wohnen, sind selten lichtecht lackiert und nehmen in der Vitrine unter Dauerlicht schnell schaden (Verfärbungen, Ausbleichen, Schatten,...). Schutz gegen UV-Licht benötigt spezielle Filterfolien am Fenster, Lampen müssen 50lux-Regularium oder halt UV-Freiheit garantieren usw. usw. Einb Museum ist halt mehr als nur ein Ausstellungsraum

Solche feinen aber wichtigen Details überfordern einen privaten Sammler schnell und führen gerade beim Profi dazu, daà er das eigene Sammeln tunlichst sein läÃt. Ich z.B. horte keine historischen Papiere oder Artefakte bei mir. Was mache ich z.B., wenn es bei mir brennt? 200 Jahre alte Waserzeichen oder Brigadetagebücher einer Papierfabrik sind unwiderbringlich...ergo: Museum + Archiv...