Sehr geehrte Damen und Herren,
in Polen habe ich ein alte Tenorhorn aufgetan, über das ich mich gerne näher informieren möchte:
Auf dem Trichter ist ein silbernes Emblem mit folgendem Wortlaut:
"Musik. Instr. Fabr. GEBRÃDER Schuster Markneukirchen u. London"
"Fabrikmarke G.S.M."
Im Keis stehen die Worte "1882 London HONORIS CAUSA 1854"
Mich würde interessieren, wie die Qualität des Hornes zu werten ist. Ich bin Laie, finde den Klang aber angenehm weich, v.a. in den höheren Lagen. Mag aber auch daran liegen, dass ich eingentlich Waldhorn spiele und das Mundstück für mich ziemlich groà ist.
Freue mich auf Ihre Expertenunterstützung.
Einen schönen dritten Advent wünscht
Klaus Steenkamp, Rahden
Tenorhorn Gebr Schuster Markneukirchen u. London von 1882
Moderatoren: Dr. Enrico Weller, Mario Weller
-
- Mitglied des Museumsvereins
- Beiträge: 531
- Registriert: Do 26. Jan 2006, 20:44
- Wohnort: Markneukirchen
Re: Tenorhorn Gebr Schuster Markneukirchen u. London von 188
Sehr geehrter Herr Steenkamp,
Ihr Instrument wurde von der Markneukirchner Handelsfirma Gebrüder Schuster vertrieben. Als Hersteller kommen verschiedene Handwerks- oder Fabrikfirmen in unserer Region in Frage, deren Erzeugnisse Schuster als Verleger bzw. Exporteur vertrieben und mit seinem Namen versehen hat.
Die von Ihnen beschriebene Plakette verweist auf den Besuch der Weltausstellung in London 1862 (worüber mir bezüglich der Fa. Schuster leider keine weiteren Angaben vorliegen), ferner auf das Gründungsjahr der Firma (1854) und zeigt die 1884 eingetragene Fabrikmarke Zahnrad mit Lyra. Die Bezeichnung Fabrik ist â wie so oft bei den Markneukirchner Händlern â nicht korrekt.
Mit derartigen Plaketten hat man die Instrumente der Gebrüder Schuster noch um 1930 versehen, denn in einem Katalog dieser Zeit ist das Firmenschild in dieser Gestaltung abgebildet, auch wenn die Londoner Filiale nach meiner Vermutung mit dem Beginn des Ersten Weltkrieges aufgegeben wurde. Die Plakette wurde für Instrumente der Gattungen âKonzertâ und âArmeeâ verwendet, nicht für die preiswerteren Modelle âVereinâ, die ca. 20 % weniger als die Konzert-Instrumente kosteten.
Damit wäre dann auch ein Anhaltspunkt für die Qualität Ihres Tenorhorns gegeben. Darüber hinaus ist die Firma Gebrüder Schuster, die in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts zu den gröÃten Markneukirchner Handelsgeschäften zählte, dafür bekannt gewesen, dass sie sich nicht nur mit dem âFortschickenâ preisweiter Massenware, sondern durchaus auch mit Instrumenten professioneller Ansprüche befasst hat.
Nun will ich nicht behaupten, dass dieses Urteil, welches z. B. hinsichtlich der Boehmflöten der Firma Carl August Schreiber jun. voll gerechtfertigt ist, auch auf Ihr Instrument zutrifft. Ich freue mich aber, wenn Sie mit einem vogtländischen Erzeugnis, welches nun schon mindestens 80 Jahre alt ist, noch zufrieden sind. Tenorhörner sind ja oft die Celli unter den Blechbläsern!
Mit freundlichen GrüÃen
E. Weller
Ihr Instrument wurde von der Markneukirchner Handelsfirma Gebrüder Schuster vertrieben. Als Hersteller kommen verschiedene Handwerks- oder Fabrikfirmen in unserer Region in Frage, deren Erzeugnisse Schuster als Verleger bzw. Exporteur vertrieben und mit seinem Namen versehen hat.
Die von Ihnen beschriebene Plakette verweist auf den Besuch der Weltausstellung in London 1862 (worüber mir bezüglich der Fa. Schuster leider keine weiteren Angaben vorliegen), ferner auf das Gründungsjahr der Firma (1854) und zeigt die 1884 eingetragene Fabrikmarke Zahnrad mit Lyra. Die Bezeichnung Fabrik ist â wie so oft bei den Markneukirchner Händlern â nicht korrekt.
Mit derartigen Plaketten hat man die Instrumente der Gebrüder Schuster noch um 1930 versehen, denn in einem Katalog dieser Zeit ist das Firmenschild in dieser Gestaltung abgebildet, auch wenn die Londoner Filiale nach meiner Vermutung mit dem Beginn des Ersten Weltkrieges aufgegeben wurde. Die Plakette wurde für Instrumente der Gattungen âKonzertâ und âArmeeâ verwendet, nicht für die preiswerteren Modelle âVereinâ, die ca. 20 % weniger als die Konzert-Instrumente kosteten.
Damit wäre dann auch ein Anhaltspunkt für die Qualität Ihres Tenorhorns gegeben. Darüber hinaus ist die Firma Gebrüder Schuster, die in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts zu den gröÃten Markneukirchner Handelsgeschäften zählte, dafür bekannt gewesen, dass sie sich nicht nur mit dem âFortschickenâ preisweiter Massenware, sondern durchaus auch mit Instrumenten professioneller Ansprüche befasst hat.
Nun will ich nicht behaupten, dass dieses Urteil, welches z. B. hinsichtlich der Boehmflöten der Firma Carl August Schreiber jun. voll gerechtfertigt ist, auch auf Ihr Instrument zutrifft. Ich freue mich aber, wenn Sie mit einem vogtländischen Erzeugnis, welches nun schon mindestens 80 Jahre alt ist, noch zufrieden sind. Tenorhörner sind ja oft die Celli unter den Blechbläsern!
Mit freundlichen GrüÃen
E. Weller
Re: Tenorhorn Gebr Schuster Markneukirchen u. London von 188
Sehr geehrter Herr Dr. Weller,
vielen Dank für Ihre sehr ausführliche Antwort zu meiner Anfrage und Ihnen und dem
Musikintrumenten-Museum Markneukirchen alles Gute für 2012.
Ihre Ausführungen über die lokalen Hersteller und spezialisierte Vertriebsgesellschaften sind sehr interessant.
Natürlich würde mich interessieren, wer tatsächlich Hersteller des Instrumentes war, wenn nicht die Gebr. Schuster, entnehme aber Ihren Ausführungen, dass das nicht möglich sein dürfte?
Als weitere Information habe ich am Instrument allerdings noch die Seriennummer 470, eingraviert oben am Mundrohr, entdeckt.
Wir freuen uns auf einen Besuch in ihrem Museum, den wir fest geplant haben.
Mit bestem GruÃ
K. Steenkamp
vielen Dank für Ihre sehr ausführliche Antwort zu meiner Anfrage und Ihnen und dem
Musikintrumenten-Museum Markneukirchen alles Gute für 2012.
Ihre Ausführungen über die lokalen Hersteller und spezialisierte Vertriebsgesellschaften sind sehr interessant.
Natürlich würde mich interessieren, wer tatsächlich Hersteller des Instrumentes war, wenn nicht die Gebr. Schuster, entnehme aber Ihren Ausführungen, dass das nicht möglich sein dürfte?
Als weitere Information habe ich am Instrument allerdings noch die Seriennummer 470, eingraviert oben am Mundrohr, entdeckt.
Wir freuen uns auf einen Besuch in ihrem Museum, den wir fest geplant haben.
Mit bestem GruÃ
K. Steenkamp
-
- Metallblasinstrumentenbaumeister
- Beiträge: 1452
- Registriert: So 08. Apr 2007, 16:25
- Wohnort: Markneukirchen
Re: Tenorhorn Gebr Schuster Markneukirchen u. London von 188
Werter Herr Steenkamp,
mit einigen Ausführungen möchte ich das von meinem Bruder bisher sehr gut gezeichnete Bild der Firma Gebrüder Schuster noch ein wenig ergänzen.
Der eigentliche Hersteller Ihres Tenorhorns dürfte nur schwerlich herauszufinden sein. Allein durch meine Recherchen konnte ich nach 1945 bisher 3 Markneukirchner Firmen nachweisen, welche Metallblasinstrumente an Gebrüder Schuster lieferten. Es ist stark anzunehmen, dass die Anzahl von Gebr. Schuster beliefernden Firmen, von kleineren, mittleren ja sogar gröÃeren Betrieben vor Kriegsausbruch wesentlich höher lag. Gerade was die unterschiedlichen Qualitäten der Instrumente anbelangte, so hatte jeder Händler seine bestimmten Hersteller. Das gleiche galt auch für die verschiedenen Instrumente, d.h. der Händler bezog stets zeitgleich von mehreren Handwerkern. Von einem z.B. auf Waldhörner spezialisierten Meister wird Schuster bestimmt keine Posaunen bezogen haben und umgekehrt.
Eine Klärung, von welchem Hersteller Ihr Tenorhorn nun wirklich stammt, ist auf den bisherigen, von uns geführten Recherchen, leider nicht möglich.
Mit freundlichen GrüÃen
Mario Weller
mit einigen Ausführungen möchte ich das von meinem Bruder bisher sehr gut gezeichnete Bild der Firma Gebrüder Schuster noch ein wenig ergänzen.
Der eigentliche Hersteller Ihres Tenorhorns dürfte nur schwerlich herauszufinden sein. Allein durch meine Recherchen konnte ich nach 1945 bisher 3 Markneukirchner Firmen nachweisen, welche Metallblasinstrumente an Gebrüder Schuster lieferten. Es ist stark anzunehmen, dass die Anzahl von Gebr. Schuster beliefernden Firmen, von kleineren, mittleren ja sogar gröÃeren Betrieben vor Kriegsausbruch wesentlich höher lag. Gerade was die unterschiedlichen Qualitäten der Instrumente anbelangte, so hatte jeder Händler seine bestimmten Hersteller. Das gleiche galt auch für die verschiedenen Instrumente, d.h. der Händler bezog stets zeitgleich von mehreren Handwerkern. Von einem z.B. auf Waldhörner spezialisierten Meister wird Schuster bestimmt keine Posaunen bezogen haben und umgekehrt.
Eine Klärung, von welchem Hersteller Ihr Tenorhorn nun wirklich stammt, ist auf den bisherigen, von uns geführten Recherchen, leider nicht möglich.
Mit freundlichen GrüÃen
Mario Weller