Trompete P. Pabst Nachf. Leipzig

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joe trumpet
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Registriert: Mo 26. Jul 2010, 22:24

Trompete P. Pabst Nachf. Leipzig

Beitrag von joe trumpet »

Hallo ins Forum,

ich habe heute eine Deutsche Trompete des Herstellers "P. Pabst Nachf." geschenkt bekommen (das gibt's auch noch!!!). Auf dem Schallstück steht außerdem "Leipzig, C1" und "Teleskop A.K.H., D.R.P. Nr. 328723". Das Instrument ist lackiert.
Über das Patent habe ich bereits folgendes herausgefunden:
DE328723 (C) ― 1920-11-02 - Blasinstrument mit Kesselmundstück und mehreren Zügen, die teleskopartig übereinander geführt sind.
Es ist beim Stimmzug tatsächlich so, dass eine Seite des Zuges zwischen zwei Rohren steckt, quasi einem Außen- und einem Innenrohr. Welche Vorteile hat diese Konstruktion wohl? Es jedenfalls viel fummeliger, den Stimmzug z.B. nach dem Wasserauslassen wieder aufzustecken.
Die Trompete klingt sehr schön, sehr weich im Klang und spricht erstaunlich leicht an. Die Maschine läuft - nach Demontage und Reinigung - ganz passabel.

Wer weiß etwas über diesen Hersteller?

Leider kann ich keine Nummer finden, aber es ist evtl. davon auszugehen, dass die Trompete zwischen 1919 und 1945 hergestellt wurde, denn nur in dieser Zeit gab es das "Deutsche Reichspatentamt" mit der Abkürzung D.R.P. (davor hieß es "Kaiserliches Patentamt" und danach "Deutsches Patentamt").

Weiß jemand mehr oder von jemandem, der mehr weiß?

Danke, Joe Trumpet.

Instrumantik
Beiträge: 119
Registriert: Fr 16. Jan 2009, 18:39
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Re: Trompete P. Pabst Nachf. Leipzig

Beitrag von Instrumantik »

Hallo Joe Trumpet,
zum Hersteller des Instrumentes kann man nur Vermutungen anstellen. „P.Papst Nachf.“ ist es definitiv nicht. Im Weltadressbuch von Paul de Wit (Ausgabe 1925/26) wird P.Papst als reine Musikalien-, Streichinstr.- und Sprechmaschinenhandlung geführt. Inhaberin zu dieser Zeit ist eine Frl. Gertrud Fritzsch. Gegründet wurde die Musikalienhandlung im Jahr 1871. Etabliert war die Handlung in den zwanziger Jahren am Neumarkt 29 in Leipzig.

Eine Spur könnte die Abkürzung A.K.H. sein. Hier ist mit Sicherheit Anton Konrad Hüttl (1826-1901) aus Graslitz gemeint. Die Generationen nach ihm haben sich ab 1921 mit den teleskopartigen Rohrführungen beschäftigt und entsprechende Patente angemeldet. Aber, wie gesagt, erst ab 1921.
Die auf der Trompete angegebene Patentnummer ist aber einem anderen Zeitgenossen zuerkannt worden. Sein Name war Paul Hermann Suchy aus Berlin-Halensee. Er war Erfinder, der seine patentierten Instrumente von F.A. Schmidt jun. in Berlin über den patentrechtlich geschützten Zeitraum von 15 Jahren bauen ließ.

Ich persönlich tippe trotzdem auf A.K. Hüttl als Erbauer des Instrumentes, weil sich gerade diese Firma mit der Teleskopmensur beschäftigt hatte und vielleicht nach Auslauf des Patentschutzes die Idee von Suchy weiterführte. Wenn es denn so sein sollte, dürfte Ihre Trompete zw. 1935 und 1940 gebaut worden sein. Zum Ende des 2. Weltkrieges wurden aufgrund der Materialknappheit wohl kaum noch Blechblasinstrumente gefertigt.

Quellen: „Das Ventilblasinstrument“ von Dr. H. Heyde (1987), „Verzeichnis der Holz- und Metallblasinstrumentenmacher…“ von G. Dullat (2010), „Weltadressbuch…“ von Paul de Wit(1925/26)

Viele Grüße
Dirk Arzig
http://www.brasstacks.de

joe trumpet
Beiträge: 31
Registriert: Mo 26. Jul 2010, 22:24

Re: Trompete P. Pabst Nachf. Leipzig

Beitrag von joe trumpet »

Hallo Herr Arzig,

herzlichen Dank für Ihre Antwort - ich hätte nicht gedacht, dass man das Baujahr des Instrumentes derart scharf eingrenzen kann!


Nochmal ans gesamte Forum:

Es bleibt für mich noch die Frage nach den Vorteilen der Teleskopmensur. Wie gesagt, es ist eher unkomfortabel, den Stimmzug wieder aufzustecken, schnell geht es gar nicht. Außerdem erscheint mit eine Reinigung des "Rohrzwischenraumes" fast unmöglich. Oder gibt's da spezielle Werkzeuge/Techniken?

Danke,
Joe Trumpet.

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