Sehr geehrte Damen und Herren ,
ich habe beim Ersteigern einer Geige im Zubehör eine Packung Kolophonium gefunden mit folgender Aufschrift :
Originaltext : Colophane superfine
pour le violon
al` instruction et a l` approbation
de Mr. de Lipinski
1.Mtr. de Concert de la Chap.R.de Saxe
par
Richard Weichold jr.
Luthier faiseur d`Instruments
a Dresde.
Eleve de Mr.Bernadel
Luthier a Paris
Können Sie mir vielleicht helfen etwas mehr darüber zu erfahren . Ein Herr Andreas Schreiber von der Sächsischen Staatskapelle
wollte mir schon helfen , hat aber nur sehr wenig Informationen dazu gefunden .
Mit besten GrüÃen ,Ingo Schleicher
Kolophonium (Alter 150 Jahre?)
Moderatoren: Heidrun Eichler, Udo Kretzschmann
Ãber Lipinski und seine Kolophoniumfertigung, war leider nichts in Erfahrung zu bringen. Dagegen gibt es zu August Richard Weichold doch einige Informationen. Geboren wurde er 1823 und starb am 8.1.1902. Sein Vater war August Friedrich Weichold (1800-1862), der 1834 in Dresden in der Rampischen Gasse eine Instrumentenbauwerkstatt eröffnete.
August Richard Weichold lernte in Markneukirchen bei Carl G. Pfretzschner den Geigenbau und nach seinen Wanderjahren, die ihn auch nach Paris führten (vielleicht in die Werkstatt zu Auguste Sebastien Philippe Bernardel und dessen Söhnen Ernest Auguste bzw. Gustave Adolphe), kehrte er ins väterliche Geschäft nach Dresden zurück. Eine kurze Zeit soll er zuvor in Hamburg selbständig gearbeitet haben (lt.Lütg. und Jalovec). In Dresden heiratete er Christiane Engst aus Dahlen (die Ehe blieb kinderlos).
Sein Vater Friedrich August wurde bei einem Umzug 1850 erstmals als Bogenmacher bezeichnet und bekam 1851 den Titel ,,Instrumentenmacher der königlich musikalischen Kapelle von Sachsen". Im Jahre 1859 übernahm August Richard Weichold das Geschäft des Vaters und nach dessen Tod 1862 auch den Titel des Hofinstrumentenmachers. Die Bogen aus der Zeit von 1860-1890 tragen häufig den Stempel A.R.WEICHOLD DRESDE(N), zeigen aber deutlich die Handschrift verschiedener Meister. Die meisten Bogen kamen aus Markneukirchen von der Werkstatt Albert Nürnberger, aber auch die Werkstatt Knopf belieferte in dieser Zeit die Firma Weichold. Um 1920 arbeitete der Erlbacher Bogenmacher Willy Eichler für Weichold. Ein weiterer bekannter Bogenmacher, Kurt Tischer (1886-1946), lernte Anfang des 20. Jh. in der Firma Weichold den Instrumentenbau (Bogenbau?) und belieferte diese bis zum 2. WK.
Richard Weichold zog sich 1882 aus Gesundheitsgründen aus dem aktiven Geschäftsleben zurück und übergab die Leitung an seinem Prokuristen und späteren Inhaber Liebhold Meyer. Zu diesem Zeitpunkt ist die Firma unter ,,Richard Weichold, Instrumenten-und Saitenfabrik" in der Rosmaringasse 4 eingetragen.
1893 verkaufte Meyer das ,,Weicholdgeschäft" an den Markneukirchner Instrumentenhändler August Paulus, der nach dem Tod von Weichold (1902) auch den Titel des Hoflieferanten übernahm. Bereits 1891 erfolgte der Umzug des Geschäfts in die Prager StraÃe, wo es bis zur Zerstörung durch Bombenangriffe 1945 beheimatet war. Der Firmenname ,,Richard Weichold Dresden" wurde sowohl von August Paulus, sowie ab ab 1932 von dessen Sohn Rudolf bis 1945 weitergeführt.
Ãbrigens wurden in dieser Firma auch die sogenannte ,,Stelzner-Streichinstrumenten" gefertigt ( ab ca. 1892). Aber das ist eine neue Geschichte.
August Richard Weichold lernte in Markneukirchen bei Carl G. Pfretzschner den Geigenbau und nach seinen Wanderjahren, die ihn auch nach Paris führten (vielleicht in die Werkstatt zu Auguste Sebastien Philippe Bernardel und dessen Söhnen Ernest Auguste bzw. Gustave Adolphe), kehrte er ins väterliche Geschäft nach Dresden zurück. Eine kurze Zeit soll er zuvor in Hamburg selbständig gearbeitet haben (lt.Lütg. und Jalovec). In Dresden heiratete er Christiane Engst aus Dahlen (die Ehe blieb kinderlos).
Sein Vater Friedrich August wurde bei einem Umzug 1850 erstmals als Bogenmacher bezeichnet und bekam 1851 den Titel ,,Instrumentenmacher der königlich musikalischen Kapelle von Sachsen". Im Jahre 1859 übernahm August Richard Weichold das Geschäft des Vaters und nach dessen Tod 1862 auch den Titel des Hofinstrumentenmachers. Die Bogen aus der Zeit von 1860-1890 tragen häufig den Stempel A.R.WEICHOLD DRESDE(N), zeigen aber deutlich die Handschrift verschiedener Meister. Die meisten Bogen kamen aus Markneukirchen von der Werkstatt Albert Nürnberger, aber auch die Werkstatt Knopf belieferte in dieser Zeit die Firma Weichold. Um 1920 arbeitete der Erlbacher Bogenmacher Willy Eichler für Weichold. Ein weiterer bekannter Bogenmacher, Kurt Tischer (1886-1946), lernte Anfang des 20. Jh. in der Firma Weichold den Instrumentenbau (Bogenbau?) und belieferte diese bis zum 2. WK.
Richard Weichold zog sich 1882 aus Gesundheitsgründen aus dem aktiven Geschäftsleben zurück und übergab die Leitung an seinem Prokuristen und späteren Inhaber Liebhold Meyer. Zu diesem Zeitpunkt ist die Firma unter ,,Richard Weichold, Instrumenten-und Saitenfabrik" in der Rosmaringasse 4 eingetragen.
1893 verkaufte Meyer das ,,Weicholdgeschäft" an den Markneukirchner Instrumentenhändler August Paulus, der nach dem Tod von Weichold (1902) auch den Titel des Hoflieferanten übernahm. Bereits 1891 erfolgte der Umzug des Geschäfts in die Prager StraÃe, wo es bis zur Zerstörung durch Bombenangriffe 1945 beheimatet war. Der Firmenname ,,Richard Weichold Dresden" wurde sowohl von August Paulus, sowie ab ab 1932 von dessen Sohn Rudolf bis 1945 weitergeführt.
Ãbrigens wurden in dieser Firma auch die sogenannte ,,Stelzner-Streichinstrumenten" gefertigt ( ab ca. 1892). Aber das ist eine neue Geschichte.
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- Beiträge: 570
- Registriert: Do 02. Feb 2006, 11:16
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Hallo Herr Schleicher,
ich nehme stark an, daà es sich bei Herrn Lipinski um den Komponisten und Geiger Karol Lipinski handelt. Er selbst wird das Kolophonium sicher nicht hergestellt haben, ich schätze, und seine Aufschrift bestätigt das ja auch, er hat das Kolophonium nach seinen Vorstellungen gieÃen lassen, wo, wird man kaum noch herausfinden können. Vielleicht hier in Markneukirchen...
Lipinski, geboren am 30. Oktober 1790 (oder: 4. November, da widersprechen sich die Lexika) in Radzyn, in Polen und verstorben am 16. Dezember 1861in Landgut Urlow bei Lemberg
Ich fand dann noch:
Ergänzend vielleicht noch:
Vielleicht hilft Ihnen das etwas weiter.
Mit freundlichen GrüÃen
Udo Kretzschmann
ich nehme stark an, daà es sich bei Herrn Lipinski um den Komponisten und Geiger Karol Lipinski handelt. Er selbst wird das Kolophonium sicher nicht hergestellt haben, ich schätze, und seine Aufschrift bestätigt das ja auch, er hat das Kolophonium nach seinen Vorstellungen gieÃen lassen, wo, wird man kaum noch herausfinden können. Vielleicht hier in Markneukirchen...
Lipinski, geboren am 30. Oktober 1790 (oder: 4. November, da widersprechen sich die Lexika) in Radzyn, in Polen und verstorben am 16. Dezember 1861in Landgut Urlow bei Lemberg
(Zitat http://www.klassika.info/Komponisten/Li ... index.html)war um 1840 erster Konzertmeister der Dresdner Kapelle, eine Stelle, die er bis zu seinem Tode innehatte. Vorher hatte er sich aber als Solist in ganz Europa einen Namen gemacht. Er war mit seinem Antipoden Niccolo Paganini trotz des direkten Konkurrenzverhältnisses immerhin so gut befreundet, dass sie Doppelkonzerte in der Ãffentlichkeit vortrugen.
Ich fand dann noch:
(Zitat Musiklexikon Personen A-Z, VEB Deutscher Verlag für Musik, Leipzig, 1981)Ersten Unterricht erhielt L. von seinem Vater, bildete sich autodidaktisch weiter und wurde 1809 als 1. Geiger und 1811/15 als Kapellmeister an das Lemberger Theater verpflichtet. AnschlieÃend durchreiste er als Violinvirtuose Europa. Mehrfach trat er in Konzerten zusammen mit Niccolo Paganini auf. 1839 lieà er sich als Konzertmeister des Opernorchesters und Dirigent der Kapelle der Hofkirche in Dresden nieder. 1859 zog er sich einer Gelenkentzündung wegen vom aktiven Musikleben zurück. L. komponierte vorwiegend für sein Instrument und entwickelte dabei einen romantisch-brillanten Stil.
Ergänzend vielleicht noch:
(Zitat Meyers Konversationslexikon, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1888-1890)...war 1810-14 erst Konzertmeister, sodann Kapellmeister beim deutschen Theater in Lemberg, ging hierauf zu seiner weitern Ausbildung nach Wien, wo er sich namentlich Spohr zum Vorbild nahm, und reiste 1817 nach Italien, wo er mehrfach neben Paganini mit Erfolg auftrat. Später machte er verschiedene Kunstreisen nach RuÃland, Frankreich, England, Deutschland, überall gleichen Beifall erntend, bis er 1839 zum Konzertmeister an der königlichen Kapelle in Dresden ernannt wurde. Er starb 16. Dez. 1861 auf seinem Gut Orlow bei Lemberg. Sein Spiel zeichnete sich durch vollendete Technik sowie durch die GröÃe, Breite und Gewalt des Tons aus und wirkte besonders durch die in ihm sich widerspiegelnde warme Empfindung sowie durch echt künstlerische Gestaltungskraft.
Vielleicht hilft Ihnen das etwas weiter.
Mit freundlichen GrüÃen
Udo Kretzschmann
Mein Kolophonium(Alter 150 Jahre)
http://www.museum-markneukirchen.de/for ... c.php?t=60
MuÃte die Schachtel jetzt mal öffnen , da es aussah ,als wenn das Kolo. sich auflösen will. Fand dabei noch einen Zettel ,der das Stück zeitlich etwas konkretisiert . Und auch den Zeitpunkt , in dem sich Weichholz und Lipinski kannten .



Datiert auf den 29.10.1850 , nun würde mich doch langsam interessieren wie alt die Geige zu der das Kolop. gehörte wirklich ist .
Beste GrüÃe aus Weimar ,Ingo
MuÃte die Schachtel jetzt mal öffnen , da es aussah ,als wenn das Kolo. sich auflösen will. Fand dabei noch einen Zettel ,der das Stück zeitlich etwas konkretisiert . Und auch den Zeitpunkt , in dem sich Weichholz und Lipinski kannten .



Datiert auf den 29.10.1850 , nun würde mich doch langsam interessieren wie alt die Geige zu der das Kolop. gehörte wirklich ist .
Beste GrüÃe aus Weimar ,Ingo
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Hallo Herr Schleicher,
wenn bei Ihnen nun via Kolophonium das Interesse für das Instrument selbst geweckt wurde, so muà ich sagen, daà aus der Ferne meist sehr wenig zu einer Geige zu sagen ist. Dazu muà man schon als Geigenbauer das Instrument selber in Händen halten.
Daher kann ich Ihnen nur empfehlen, suchen Sie mit der Violine einen Geigenbauer Ihres Vertrauens auf. Dann bekommen Sie sicherlich auch Informationen zu dem Instrument.
Mit freundlichen GrüÃen
Udo Kretzschmann
wenn bei Ihnen nun via Kolophonium das Interesse für das Instrument selbst geweckt wurde, so muà ich sagen, daà aus der Ferne meist sehr wenig zu einer Geige zu sagen ist. Dazu muà man schon als Geigenbauer das Instrument selber in Händen halten.
Daher kann ich Ihnen nur empfehlen, suchen Sie mit der Violine einen Geigenbauer Ihres Vertrauens auf. Dann bekommen Sie sicherlich auch Informationen zu dem Instrument.
Mit freundlichen GrüÃen
Udo Kretzschmann