Hallo,
im Fundus meines vor 10 Jahren verstorbenen Vaters befindet sich ua. ein stark restaurationsbedürftiges 3/4 Cello, welches von meinem Vater Zeit seines Lebens bis es gesundheitlich nicht mehr ging, gespielt wurde.
Da ich kein Musiker bin, kenne ich mich leider auch nicht aus und möchte auf diesem Weg versuchen näheres über das Cello und den Baumeister zu erfahren.
Es handelt sich um ein 3/4 Cello. Im Korpus ist ein verschmierter und vergilbter, mit blauer Tinte geschriebener "Aufkleber" mit der Bezeichnung " ...laus Enne Paris 1825". Der Vorname ist vielleicht Nicolaus - dass ist leider nicht mehr zu erkennen.
Weiterhin ist noch ein Label im Korpus mit der Bechriftung " repurirt - Hammer, Stuttgart 1901 ". Auf dieser Aufkleber ist verschmiert und nur noch unvollständig lesbar.
Meine Recherchen im Internet zu Enne oder Hammer sind leider erfolglos geblieben.
Das Cello wurde seit Ende der 80 Jahre nicht mehr bespielt - soll aber trotz des unwürdigen Zustands einen hervorragenden, weichen Klang haben.
Es wäre sehr schön, wenn Sie mir mit ein paar Informationen weiterhelfen könnten.
Auf Wunsch stelle ich auch gern Fotos zur Verfügung.
Besten Dank im Voraus
mit freundlichen GrüÃen
Thomas Bahn
Cello von Enne, Pairs um 1825
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Re: Cello von Enne, Pairs um 1825
Hallo Thomas,
wie immer - ohne das Instrument in Händen zu halten, ist es ganz schwer, etwas zu sagen. Ich vermute aber folgendes: Der Name ist eine (bewuÃte oder unbewuÃte) Verballhornung von Didier Nicolas l'ainé, der von 1757 in Mirecourt geboren wurde und 1833 auch dort starb. Wenn ich das Instrument zu Gesicht bekäme, so würde ich daher eine einfache Kopie im französischen Stil erwarten. Einen Geigenbauer "Enne" gab es meines Wissens nicht.
Ob auch der Reparaturzettel eine Fälschung ist, vermag ich aus der Ferne auch nicht zu sagen. Bedeuten soll der Name sicherlich (Emil) Hamma, Stuttgart.
Wie schon eingangs geschrieben, zeigen Sie doch das Cello einem Geigenbaumeister Ihres Vertrauens. Entweder er kann Ihnen selbst weiterhelfen oder aber einen versierten Kollegen empfehlen. Wie immer auch hier der Hinweis, daà es in Markneukirchen eine groÃe Anzahl Geigenbaumeister gibt - und der Besuch unseres Museums lohnt sich allemal.
Mit freundlichen GrüÃen
Udo
wie immer - ohne das Instrument in Händen zu halten, ist es ganz schwer, etwas zu sagen. Ich vermute aber folgendes: Der Name ist eine (bewuÃte oder unbewuÃte) Verballhornung von Didier Nicolas l'ainé, der von 1757 in Mirecourt geboren wurde und 1833 auch dort starb. Wenn ich das Instrument zu Gesicht bekäme, so würde ich daher eine einfache Kopie im französischen Stil erwarten. Einen Geigenbauer "Enne" gab es meines Wissens nicht.
Ob auch der Reparaturzettel eine Fälschung ist, vermag ich aus der Ferne auch nicht zu sagen. Bedeuten soll der Name sicherlich (Emil) Hamma, Stuttgart.
Wie schon eingangs geschrieben, zeigen Sie doch das Cello einem Geigenbaumeister Ihres Vertrauens. Entweder er kann Ihnen selbst weiterhelfen oder aber einen versierten Kollegen empfehlen. Wie immer auch hier der Hinweis, daà es in Markneukirchen eine groÃe Anzahl Geigenbaumeister gibt - und der Besuch unseres Museums lohnt sich allemal.
Mit freundlichen GrüÃen
Udo
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Re: Cello von Enne, Pairs um 1825
Hallo Udo,
vielen Dank für das schnelle Feedback.
Ich weiÃ, dass mein Vater dieses Cello mindesten seit Mitte der 50er Jahre besessen hat.
War es zu dieser Zeit oder gar schon früher üblich, dass Kopien von Instrumenten hergestellt wurden und dieses wenn dann auf die sehr offensichtliche, plagiative Art gehandhabt wurde ? Mein alter Herr wird sich im Grab umdrehen.....
Von Hannover ist Markneukirchen natürlich schon eine Ecke weg - aber vielleicht führt mich der Weg (mit dem Cello) ja doch mal in die Region.
Den Tip mit dem Geigenbauer werde ich beherzigen - allerdings werde ich dann wohl hier in der Region nachschauen, da ein Versand des Instrumentes sicherlich zu riskant ist.
vielen Dank für den Support.
bis dann und beste GrüÃe aus Hannover
Thomas
vielen Dank für das schnelle Feedback.
Ich weiÃ, dass mein Vater dieses Cello mindesten seit Mitte der 50er Jahre besessen hat.
War es zu dieser Zeit oder gar schon früher üblich, dass Kopien von Instrumenten hergestellt wurden und dieses wenn dann auf die sehr offensichtliche, plagiative Art gehandhabt wurde ? Mein alter Herr wird sich im Grab umdrehen.....
Von Hannover ist Markneukirchen natürlich schon eine Ecke weg - aber vielleicht führt mich der Weg (mit dem Cello) ja doch mal in die Region.
Den Tip mit dem Geigenbauer werde ich beherzigen - allerdings werde ich dann wohl hier in der Region nachschauen, da ein Versand des Instrumentes sicherlich zu riskant ist.
vielen Dank für den Support.
bis dann und beste GrüÃe aus Hannover
Thomas
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Re: Cello von Enne, Pairs um 1825
Hallo Thomas,
Kopien werden schon so lange gemacht, wie Geigen hergestellt werden. Und aus meiner Sicht ist das auch absolut nichts verwerfliches. Warum sollte man denn das Fahrrad noch einmal erfinden? Wenn ich mich beim Bau einer Violine an den groÃen italienischen Vorbildern orientiere, so fertige ich auch manchmal eine Kopie. Und wenn man so eine Kopie als Imitation anlegt, sprich selbst Gebrauchsspuren nachahmt, so ist auch das in Ordnung - solange man niemanden darüber im Unklaren läÃt, wer der Erbauer war.
Aber an dieser Stelle kommt es halt manchmal zu Problemen, da wird manipuliert und, ja ich möchte es so bezeichnen, da werden auch Verbrechen begangen. Inzwischen bin ich mir fast sicher, daà das aber sehr oft gar nicht die Erbauer waren.
So ein lustiger Enne- Zettel ist doch da richtig harmlos. Es wurde übrigens auch wirklich öfters statt Markneukirchen Cremona als Wohnort angegeben. Ein paar Latein-Brocken dazu, schon ging die Geige leichter über den Ladentisch. Doch auch das ist noch recht harmlos, springt einen doch meist die hiesige Stilistik schon beim Ãffnen des Geigenkastens an.
Also, ich finde, das alles sollte weder Ihre Ruhe, noch die Ihres Vaters stören. Wenn man nicht absolut zu viel gezahlt hat, ist ein guter Klang doch viel wichtiger, als dieses Zettelchen.
Hannover - Markneukirchen -> 4Stunden. Da steht doch einem Museumsbuch kaum etwas im Wege.
Viele GrüÃe
Udo
Kopien werden schon so lange gemacht, wie Geigen hergestellt werden. Und aus meiner Sicht ist das auch absolut nichts verwerfliches. Warum sollte man denn das Fahrrad noch einmal erfinden? Wenn ich mich beim Bau einer Violine an den groÃen italienischen Vorbildern orientiere, so fertige ich auch manchmal eine Kopie. Und wenn man so eine Kopie als Imitation anlegt, sprich selbst Gebrauchsspuren nachahmt, so ist auch das in Ordnung - solange man niemanden darüber im Unklaren läÃt, wer der Erbauer war.
Aber an dieser Stelle kommt es halt manchmal zu Problemen, da wird manipuliert und, ja ich möchte es so bezeichnen, da werden auch Verbrechen begangen. Inzwischen bin ich mir fast sicher, daà das aber sehr oft gar nicht die Erbauer waren.
So ein lustiger Enne- Zettel ist doch da richtig harmlos. Es wurde übrigens auch wirklich öfters statt Markneukirchen Cremona als Wohnort angegeben. Ein paar Latein-Brocken dazu, schon ging die Geige leichter über den Ladentisch. Doch auch das ist noch recht harmlos, springt einen doch meist die hiesige Stilistik schon beim Ãffnen des Geigenkastens an.
Also, ich finde, das alles sollte weder Ihre Ruhe, noch die Ihres Vaters stören. Wenn man nicht absolut zu viel gezahlt hat, ist ein guter Klang doch viel wichtiger, als dieses Zettelchen.
Hannover - Markneukirchen -> 4Stunden. Da steht doch einem Museumsbuch kaum etwas im Wege.
Viele GrüÃe
Udo