Das Tausendjährige hatte aufgehört zu existieren, nicht ohne eine unübersehbare Spur der Verwüstung hauptsächlich Europa aber auch darüberhinaus zu hinterlassen. Und nun begann das, was als unausbleibliche Klatsche auf Deutschland zurückfiel: Die Reparationen.
Den Umständen entsprechend war Deutschland in verschiedene, +/- zufällig entstandene Sektoren aufgeteilt. Der geographische Zufall wollte es, daà der Teil der späteren DDR unter die Besatzungshoheit der Sowjetunion geriet, daher der Ausdruck SBZ. Die ungeheuren Zerstörungen die der RuÃlandfeldzug angerichtet hatte wurden nun versucht zu kompensieren indem alles was nicht niet- und nagelfest war, aus der SBZ gen "Sibirien" abtransportiert wurde. Komplette Industrieanlagen hat man auf diese Weise geschleift und nicht genug damit, es wurden auch nicht wenige verbliebene Wissenschaftler nach "Mütterchen RuÃland" verbracht, um dort sowohl den wirtschaftlichen Aufbau als auch die Entwicklung der Atombombe zu beschleunigen. Erfindungen, Patente, Warenzeichen wurden als Kriegsbeute hauptsächlich der Amerikaner und Russen beschlagnahmt, die bis dato blockierten Auslandsvermögen von geschätzten 20 Mrd. Reichsmark sowie alle Devisenbestände eingezogen.
Das eigentlich tragische an den demontierten Werken war aber nicht die Tatsache, daà sie hier für die Neuorganisation der Wirtschaft fehlten sondern der Umstand, daà sie zu einem GroÃteil "irgendwo hinter´m Ural" verrotteten! Zum einen, weil niemand dort damit etwas anzufangen wuÃte und zum anderen deswegen, weil ganze Produktionsanlagen aus Unkenntnis einfach auseinandergerissen und verstreut über das Riesenterritorium Sowjetunion völlig unbrauchbar waren. Es wuÃte ja niemand, was wo hingeschafft worden ist!
Daà das nicht zielführend sein kann, sah man gar bald auch im Kremel und es entstanden neue Formen der Reparationszahlungen; eine davon war die Auftragsproduktion. Mit sowjetischer Hilfe wurden hierzulanden Industrieanlagen aufgebaut, z.T. einzig mit dem Ziel eine Warenproduktion für die SU zu realisieren die dann auf die zu erbringenden Reparationsleistungen angerechnet wurde. So entstand z.B. der erste Nachkriegsfernsehapparat "Leningrad T2" hier im sächsischen Radeberg und wurde nahezu vollständig nach der Sowjetunion ausgeliefert; lediglich ca. 200 Geräte sind in D verblieben, vermutl. wegen qualitativer Mängel. Es versteht sich wohl, daà es für solche Lieferungen keinerlei Mittelrückflüsse gab, daà also diese Betriebe jahrelang für Nichts gearbeitet hatten. Andererseits konnte hier auch niemand diese Geräte gebrauchen denn den Deutschen Fernsehfunk gab es noch nicht.
Eine andere Form der Reparationsleistungen ergab sich aus den in der SBZ gegründeten SAG = Sowjetische Aktiengesellschaft von denen eine der bekanntesten, die spätere SDAG WISMUT, bis über das Ende der DDR hinaus Bestand hatte. Das Kürzel steht hier für Sowjetisch-Deutsche-Aktien-Gesellschaft und der Geschäftszweck der Wismut war der Bergbau, genauer gesagt der Abbau von Pechblende welche zur Urangewinnung von auÃerordentlicher strategischer Bedeutung war.
Die Allierten in den Westsektoren unterbanden mit dem Beginn des Kalten Krieges jegliche Demontagen und verhinderten indirekt auch erfolgreich bis in unsere Tage die Reparationszahlungen durch die Westsektoren und damit die spätere BRD. Es gab zwar 1953 das Londoner Schuldenabkommen, doch dieses ist nicht das Papier wert auf dem es steht. Der Trick: Westdeutschland knüpfte jegliche Zahlung an die Unterzeichnung eines förmlichen Friedensvertrages. Ein solcher ist aber bekanntermaÃen nie abgeschlossen worden.
Aus politisch-taktischen Gründen heraus wurde Westdeutschland mit dem Marshall-Plan und anderen alliierten Krediten "beschenkt". MIt Hilfe der langlaufenden amerikanischen Kredite wurde eine stabile Grundlage für den wirtschaftlichen Aufschwung geschaffen. Die Kredite aus dem Marshall-Plan sind inzwischen zum gröÃten Teil getilgt worden. Andere alliierte Kredite und Vorkriegsschulden wurden der BRD erlassen.
Auf dem Territorium der SBZ war traditionell eine im Verhältnis zur Westzone recht dünne Industrialisierung vorhanden. Volkswirtschaftlich wichtige Grundlagen wie Kohle und Erz fehlten nahezu gänzlich, wenn man mal die kaum nenneswerten Ãlsnitzer Vorkommen unbeachtet läÃt. Aus dieser Not heraus mussten völlig neue Industrieen entwickelt werden, die sich mit den vorhandenen Ressourcen - die es ja auch erst zu erschlieÃen galt - zu begnügen hatten. Und das war in erster Linie Braunkohle.
Es macht schon einen immensen Unterschied, ob erst ganze Landstriche ausgesiedelt werden müssen - nachdem zuvor auch erst neue Wohnmöglichkeiten geschaffen wurden - um danach ein 30, 40 Meter oder auch noch viel "höheres" Deckgebirge komplett abzubaggern damit man an den "Braunen Dreck" überhaupt herankommt oder ob man statt dessen ein paar beschädigte Schachtanlagen instandsetzt und mit der Steinkohleförderung weitermachen kann. Braunkohle ist ja im Gegensatz dazu im Rohzustand nahezu unbrauchbar! Nichtmal verfeuern kann man sie da ihr natürlicher Wassergehalt so hoch ist, daà sich kein Feuer entzünden, geschweige unterhalten läÃt. Die einfachste Methode ist die manuelle Trocknung, wozu man die Kohlestücken zuvor mit Axt und Spaltkeil auf handhabbare GröÃe bringen muà und dann braucht nur noch Petrus ein Einsehen zu haben und die Sonne scheinen lassen

Trockene, gute Braunkohle brennt dann wirklich ganz hervorragend!
Nunja Gabi, es ist ein sehr komplexes Thema und dank einem gewissen Herrn Adenauer, der ja erfolgreich die deutsche Einheit zu verhindern wuÃte, gab es für Ostelbien eben keinen Marshall-Plan und auch einen Stalin-Plan hatten wir nicht. Ach ja, unser Väterchen Josef Wissarionowitsch - der stand natürlich noch über Gott - beglückte uns hier mit so feinen Sachen wie der "Wurst am Stengel" oder der "Aktion Siebenmeilenstiefel" und weiterer Absurditäten die seinerzeit hier begierig von einigen "Aparatschicks" aufgesogen wurden um sie sogleich, getreu dem Motto "Von der Sowjetunion lernen heiÃt siegen lernen!" in die Tat umgesetzt wurden. Die Kollektivierung in der Landwirtschaft war die eine Seite - wobei es dazu auch allenthalben völlig falsche Darstellungen gibt - der per Dekret durchgesetzte landesweite Bau von Offenställen zur Milchviehaltung spiegelt die andere Seite dieser Irrungen und Wirrungen wider. NUr weil es in Mittelasien funktioniert, muà es doch nicht in Mitteldeutschland funktionieren! Fachleute hätten das freilich verhindern können - hätte man sie nur gelassen. So aber fuhr man erstmal stur heil die Verluste ein.
Soviel zum geschichtlichen Hintergrund, wobei das auch nur ein paar Spotlights sind.
Woher resultierte die schlechte wirtschaftliche Entwicklung in der DDR?
Dazu gibt es zwei Gründe: Einmal war es politisch nicht gewollt, daà die wirtschftliche Entwicklung in den Ostblockstaaten zu einem einseitigen Anwachsen des Lebensstandards der DDR-Bevölkerung führt und zum anderen war es schon der Abschottung zuzuschreiben, daà hier kein qualitativ höherer Aufschwung stattfinden konnte.
Es war einfach kein ausreichender Markt vorhanden um bestimmte hochwertige und damit auch gewinnträchtige Produkte in einer ökonomisch sinnvollen GröÃenordnung abzusetzen. Dieser Umstand konnte auch nicht dadurch kompensiert werden, daà die DDR EG-rechtlich als Enklave der BRD behandelt wurde und somit ihre Produkte zollfrei nach Westdeutschland ausführen konnte. Wer etwas verkaufen will oder muÃ, ist nie in der Position einen angemessenen Preis zu erzielen! Der Beschaffung von Devisen war somit die gesamte Volkswirtschaft verhaftet. Die Ertragsminderungen wurden durch teils exorbitante Preisaufschläge im Inland zu kompensieren versucht. Exporterlöse die von Privatbetrieben im Westen erwirtschaftet wurden, flossen ebenso zu ca. 90% in den staatlichen Devisenhaushalt ein. Die privaten Hersteller wurden dafür auf Basis vorher ausgehandelter Preise in DDR-Währung abgefunden. Die ca. 10% (ggfs. auch mehr) konnten von ihnen in Anspruch genommen werden, um produktionswichtige Ausrüstungen die es hier und so nicht gab zu importieren.
Daà das für Dich schwer vorstellbar ist, ist absolut verständlich denn es ist anormal!
NACHTRAG:
Soeben sehe ich, daà Heidrun auch schon zur Feder gegriffen hat - na macht nichts

Doppelt hält besser.